Der einfache und schnelle Weg zu einem ästhetischen Provisorium mit System
Ein Provisorium nimmt einen zentralen Zwischenschritt bei der Herstellung von festsitzendem Zahnersatz ein. Es schützt den Zahn im Zeitraum bis zur definitiven Versorgung vor chemischen, biologischen und physikalischen Reizen.

Viele Patienten erwarten von ihrem Provisorium jedoch nicht nur den Schutz und die Wiederherstellung der Kaufunktion, -sondern auch eine optimierte Ästhetik. Ein attraktives Lächeln mit einer ansprechenden Zahnstellung beeinflusst das gesamte Erscheinungsbild und dies kann sich bereits mit der Veränderung eines einzelnen Frontzahnes in positiver oder negativer Hinsicht wandeln.
Heute ist das Provisorium in der Patienten-Arzt-Kommunikation wichtiger denn je, um das gewünschte Behandlungsergebnis zu simulieren und um die Erwartungshaltung des Patienten genau zu definieren. Temporäre Versorgungen eignen sich so als anschauliches und wenig zeitintensives Mittel, um den Patienten mit der Funktion und Ästhetik seines neuen Zahnersatzes vertraut zu machen.
Verwendete Materialien: Im Folgenden soll die klinische Handhabung von Harvard TEMP C&B erläutert werden. Es handelt sich hierbei um ein Provisorienmaterial auf Basis von multifunktionellen Methacrylsäureestern frei von Methylmethacrylat.
Ergänzt wird es durch Harvard PremiumSil Mono, Harvard PremiumFlow, Harvard TEMP Glaze LC und Harvard TEMP Cem:
1) Harvard PremiumSil ist ein hydrophiles Abformmaterial, mit dem die Firma Harvard eine neue Produktreihe von A- Silikonen präsentiert. Die neuartige Snap Set Technologie bietet ein komfortables Aushärtungsverhalten und zeichnet sich durch ein hohes Rückstellvermögen aus. PremiumSil ist daher besonders gut auch für die Herstellung der Negativform für Provisorien geeignet.
2) Harvard PremiumFlow ist ein fließfähiges, lichthärtendes Nanohybrid Composite, welches sich zur Individualisierung der provisorischen Krone eignet.
3) Harvard TEMP Glaze LC ist ein lichthärtender Einkomponentenlack zur Versiegelung und Glättung der Oberfläche.
4) Harvard TEMP Cem ist ein eugenolfreier temporärer Befestigungszement. Das Besondere hierbei ist, dass keine Rückstände auf dem Stumpf verbleiben. Stattdessen haftet der Zement beim Entfernen des Provisoriums komplett in der provisorischen Krone.
Fallbericht Eine 29-jährige weibliche Patientin wurde in der Ambulanz unserer Klinik vorstellig. Die Krone auf Zahn 11 war ungefähr zehn Jahre alt, wurde vor einem halben Jahr bereits einmal rezementiert und wies einen Randspalt auf. Des Weiteren war vestibulär ein Stück der Keramikverblendung abgeplatzt, so dass das Goldgerüst zervikal sichtbar wurde. (Abb. 1)

Die Patientin gab an, vor allem mit der Ästhetik der Krone unzufrieden zu sein. Als Neuversorgung war eine Vollkeramikkrone mit einem Gerüst aus Zirkondioxid und einer Verblendung aus Silikatkeramik geplant.
Vor dem Entfernen der insuffizienten Krone wurde eine Situationsabformung mit Harvard PremiumSil Mono und einem Minitray durchgeführt. Durch das Doppelkammer-Kartuschen- System erfolgte, mittels Dispenser, eine optimale Durchmischung der beiden Phasen und ein einfaches Einbringen der Abformmasse in den Löffel. (Abb. 2)

Die Silikonabformmasse hat einen fruchtigen Geruch, welcher von der Patientin als sehr angenehm empfunden wurde. Nach 2:30 Min. konnte die Abformung aus dem Mund entnommen werden. (Abb. 3)

Im weiteren Verlauf erfolgten die Entfernung der Krone, das Setzen eines adhäsiv befestigten Glasfaserstiftes mit Aufbau aus Composite und die Nachpräparation des Stumpfes. Abb. 4

Abschließend wurde die Abformung und Herstellung der provisorischen Versorgung durchgeführt. Dazu wurde die im Vorfeld hergestellte Situationsabformung mit Harvard TEMP C&B in der Farbe A1 befüllt und auf den präparierten Stumpf gesetzt. (Abb. 5)

Die Aushärtung im Mund dauerte 2:30 Min.. Sobald das Material einen gummielastischen Zustand erreicht hatte, konnte der Abdruck aus dem Mund entnommen werden. Dabei verblieb das Provisorium im Abdruck und konnte anschließend leicht entnommen werden. (Abb. 6)

Es erfolgte das Reponieren auf dem präparierten Zahnstumpf und anschließend, für eine weitere Minute, die vollständige Aushärtung im heißen Wasserbad. Nach insgesamt 5 Minuten war die Endhärte erreicht und der Rand des Provisoriums konnte mittels Fräse ausgearbeitet werden, nachdem die Inhibitionsschicht mit Ethanol entfernt wurde. Abb. 7

Für eine noch natürlichere Farbgebung, die vor allem im Frontzahnbereich wünschenswert ist, wurde die provisorische Krone noch mit Harvard PremiumFlow individualisiert. (Abb. 8)

Zur farblichen Anpassung im zervikalen Bereich wurde Harvard PremiumFlow in der Farbe A2 aufgetragen und anschließend 15 Sekunden lichtgehärtet. Als letzter Ausarbeitungsschritt wurde Harvard TEMP Glaze LC dünn auf die Oberfläche gepinselt. Auch hier erfolgte die Aushärtung mittels blauem Licht. (Abb. 9 und 10)


Die Oberfläche erschien durch das TEMP Glaze LC natürlich glänzend und glatt. Somit konnte auf zeitaufwendiges Polieren komplett verzichtet werden. (Abb. 11)

Das ausgearbeitete Provisorium wurde anschließend mit Harvard TEMP Cem befüllt und auf den Zahnstumpf reponiert. (Abb. 12)

Durch die Minimix-Spritze erfolgte eine exakte Dosierung und blasenfreie Mischung von Basis und Katalysator. Nach einer Verarbeitungszeit von 1:30 Min. begann das Material abzubinden.
Nach einer kompletten Aushärtungszeit von 3:30 Min. konnten die Überschüsse problemlos entfernt werden. (Abb. 13)

Das Resultat war eine funktionell und ästhetisch hochwertige provisorische Versorgung. (Abb. 14)

Die Patientin erschien nach zwei Wochen zur Eingliederung der definitiven Versorgung. Das Provisorium hatte sich in dieser Zeitspanne weder gelockert, noch verfärbt. Die Entfernung erfolgte problemlos. Der Harvard TEMP Cem verblieb rückstandslos in der Krone, so dass auf eine aufwendige Stumpfreinigung verzichtet werden konnte. (Abb. 15)

Die darauffolgende Anpassung und das Einsetzen der definitiven Versorgung konnten somit zeitsparend durchgeführt werden.
Fazit: Die Produktreihe Harvard TEMP bietet ohne großen Aufwand ein für Behandler und Patienten zufriedenstellendes ästhetisch und funktionell hochwertiges Ergebnis. Anhand des Provisoriums kann dem Patienten ein Eindruck der zukünftigen Versorgung vermittelt werden. Falls im Verlauf der Behandlung Veränderungen in Form und Farbe vom Patienten gewünscht sind, können diese mit einfacher Technik zeitsparend umgesetzt werden.
Es zeigt sich, dass das Provisorium ein wichtiger Bestandteil der Zahnarzt-Patienten-Kommunikation darstellt. Zusätzlich bietet die Harvard Produktreihe dem Behandler den Vorteil, dass auf aufwändige Stumpfreinigung nach Entfernung des Provisoriums verzichtet werden kann.